Eine ästhetische Theorie des Interviews am Beispiel von AI Weiwei
Was passiert eigentlich zwischen dem Interviewer und dem Interviewten? Wie und woran lassen sich die Absichten des Interviewers ablesen? Inwieweit nutzt der Interviewte die Situation des Interviews zur Herstellung eines Selbstbildnisses? Sind Interviews nicht letztlich nicht doch auch Zeugnisse einer Autofiktion seitens des Künstlers, gar in gewisser Weise Fakes? Worin besteht der Unterschied zwischen Interviews, die per Skype, Email oder von Angesicht zu Angesicht, vor Publikum oder unter Ausschuss von Publikum durchgeführt werden? Welche Macht kommt dabei dem Blick des anderen zu? Inwieweit wird durch das Interview der Weg der Rezeption beeinflusst? In diesem Blockseminar geht es darum, eine ästhetische Theorie des Interviews zu entwickeln, aber auch um eine Interpretation und Analyse von Gesprächen und gleichzeitig um die Frage der Praxis. Nicht nur: Wie werden Interviews gemacht? Sondern auch: Was wird aus Ihnen gemacht?
Diesen Fragen soll anhand eines konkreten Falles, nämlich der medialen Repräsentation des chinesischen Künstlers AI WEIWEI in Venedig und sonst wo nachgegangen werden. Heinz-Norbert Jocks hat Ai Wiewei seit seinem Auftritt auf der Documenta in Kassel insgesamt fünf Mal interviewt, zuletzt in Peking kurz vor der Biennale. Dieses Interview wurde auch gefilmt, so dass anhand des gefilmten Gesprächs und mithilfe von Vergleichen mit anderen Interview, die mit Ai Weiwei geführt wurden, sowohl eine Medienkritik, aber auch möglich ist, zu zeigen, wie Images im doppelten Sinne mithilfe von Interviews kreiert werden. Zudem lässt sich anhand des Beispiels ein Phänomen wie AI WEIWEI nachvollziehen.